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Orts- und Häuserkampf



Zuletzt bearbeitet vor 6 Tagen

 

Orts- und Häuserkampf

 

Vorraussetzung: Kampfgrundlagen Ausbildung

Thema: Die Rolle des Schützen im Orts- und Häuserkampf

Ziel: Der Teilnehmer erlernt die grundlegenden Fähigkeiten um in einem Team im Orts- und Häuserkampf zu bestehen.

Durchführung: Die Ausbildung wird gänzlich im Spiel abgehalten, wobei die praktische Übung direkt auf der Erklärung folgt.

ACRE wird während der gesamten Ausbildung verwendet.

Zeit: 3 Stunden (min. 4 - max. 8 Teilnehmer)

Ausbilder: Gray

Hilfsausbilder: Valentine

Diese Dokumentation dient nicht vollständig der Ausbildung; es besteht dringender Bedarf, eine praktische Ausbildung zu absolvieren und sich in den Disziplinen und Teilbereichen der Ausbildungsinhalte zu üben.

Inhaltsverzeichnis

1       Merkmale des urbanen Geländes
1.1     Allgemeines
1.2     Besonderheiten des Einsatzes im urbanen Gelände
1.3     Kategorien des urbanen Geländes
1.4     Unterteilung des urbanen Geländes in Zonen

2       Grundsätze des Orts- und Häuserkampfes
2.1     Allgemeines

3       Orientieren im urbanen Gelände
3.1     Allgemeines
3.2 Fassaden- und Gebäudebeschreibung
3.3     Führungsraster4Gefechtstechnik des Einzelnen

4        Gefechtstechnik des Einzelnen
4.1      Allgemeines
4.2     Kommunizieren
4.2.1   Kommandos im urbanen Gelände
4.3     Bewegen
4.3.1   Bewegen als Team
4.3.2   Nicht in Gefahrenzonen stehenbleiben
4.3.3   von Ecken entfernt bleiben
4.3.4   Passieren von Kameraden
4.3.5   Passieren von Türen
4.3.6   Öffnen von Ecken
4.4 Schießen
4.4.1   Wirkung aus der Tiefe des Raumes
4.4.2 Schießen ab einer Mauer
4.4.3 Schießen von einem Dach

5       Offensiver Einsatz
5.1     Organisation
5.1.1 Stoßelement
5.1.2   Unterstützungselement
5.1.3   Abriegelungselement
5.2     Ablauf offensiver Einsatz
5.2.1   Abriegelung
5.2.2   Annäherung
5.3     Eindringen
5.3.1   Eindringtechnik / Verantwortlichkeiten
5.4     Durchsuchen / Säubern
5.4.1   Wichtige Merkmale bei der Durchsuchung und Säuberung von Gebäuden bzw. Räumen
5.4.2   Vorgehen bei einer geschlossenen Tür
5.4.3   Vorgehen bei einer offenen Tür
5.4.4   Technik DIREKT
5.4.5   Korridor Technik
5.4.6   Treppentechnik
5.4.7   Punktzugriff
5.4.8 Große Räume
5.5     Reorganisation
5.6     Folgeaktion
5.7     Einsatz von Sprengmittel

1 Merkmale des urbanen Geländes 

1.1 Allgemeines 

Urbanes Gelände hat eine überwiegend künstliche Oberfläche, welche größtenteils aus Gebäuden mit dazwischenliegenden offenen Flächen wie Lagerflächen, Begegnungszonen und Parkplätzen besteht. Begrenzte Beobachtungszonen und Schußfelder sowie Trümmerwurf erschweren die Bewegungen der Verbände. Für angreifende Verbände stellen Überbauungen bereits bei geringem gegnerischem Einfluss ein Hindernis dar. 

1.2 Besonderheiten des Einsatzes im urbanen Gelände 

  • Beanspruchung der Soldaten: Der Kampf im urbanen Gelände beansprucht die eingesetzten Soldaten stark.Andauernder Nahkampf, Schußwechsel auf kurze Distanz, starker gegnerischer Druck, hohe Verluste, das rasche Auftauchen der Ziele und Beschuss durch häufig nicht sichtbare gegnerische Kräfte haben psychische Anspannung und physische Erschöpfung zur Folge.

  • Kampf in kleinen Verbänden: Soldaten und Führungspersonen müssen durch Initiative und Eigenverantwortung den Auftrag im Sinne ihrer Vorgesetzten erfüllen. Der einzelne Soldat muss dazu über einen hohen Trainingsstand verfügen und psychisch stabil sein. Der Zustand der Gruppe und deren Zusammenhalt sind entscheidende Erfolgsfaktoren für den Kampf im urbanen Gelände.

  • Kommunikation: Die Kommunikation mittels Funkmitteln wird durch Gebäude eingeschränkt. Visuelle Gefechtszeichen sind auf lange Distanz wenig effizient, weil Gebäude, Hindernisse oder die Sichtbarkeit ein Erkennen beeinträchtigen oder verunmöglichen.

  • Nichtkombattanten: Verschiedene Akteure werden im Einsatzraum omnipräsent sein und sowohl die eigenen Handlungen als auch diejenigen der gegnerischen Kräfte beeinflussen. In den meisten Fällen werden sie die eigenen Handlungen einschränken und diejenigen der gegnerischen Kräfte begünstigen. Neben den Einwohnern sind Flüchtlinge, staatliche- und nicht staatliche Organisationen, sowie Medien während des ganzen Einsatzes präsent.

  • Erhöhten Bedarf an Munition und Sprengmitteln:  Faktoren wie begrenzte Einsatzdistanzen, eingeschränkte Sichtverhältnisse und ein erhöhter Bedarf an Unterstützungsfeuer erhöhen den Bedarf an Munition. Zudem sind Ziele meist nur für kurze Zeit sichtbar.

  • Dreidimensionales Gelände: Gegnerische Kräfte als auch die eigenen Verbände führen den Kampf in einem dreidimensionalen Einsatzraum. Einsätze erfolgen an der Oberfläche, im Untergrund, im Luftraum sowie in- oder außerhalb von Gebäuden.

 

1.3 Kategorien des urbanen Geländes 

  • Großstadt: mit mehr als 100’000 Einwohnern, mit größeren Industriekomplexen und ausgebauten Verbindungswegen.  

  • Kleinstadt: liegt an Hauptverbindungsachsen und / oder in größeren Flusstälern. 

  • Dörfer 

1.4 Unterteilung des urbanen Geländes in Zonen 

  • Stadtkern 

  • Geschäftsviertel 

  • Wohnviertel 

  • Industrie- und Gewerbezonen 

  • Wohnsiedlung 

  • Sport- und Erholungszonen 

2 Grundsätze des Orts- und Häuserkampfes 

2.1 Allgemeines 

Im Orts- und Häuserkampf ist nach den folgenden Grundsätzen vorzugehen: 

  • Paarweises Vorgehen / Eindringen 

  • Rücken decken und gedeckt halten 

  • Kompaktheit (Lücken schließen, Verbindungen halten) 

3 Orientieren im urbanen Gelände 

3.1 Allgemeines 

Orientierungshilfen: 

  • GPS 

  • Kompass 

  • Luftaufnahmen 

  • Drohnenbilder 

  • Landeskarten 

  • Reise- und Stadtführer 

3.2 Fassaden- und Gebäudebeschreibung 

Fassaden werden in der Regel mit folgenden Farben bezeichnet: 

  • WEIß: aus der allgemeinen Bewegungs- und Angriffsrichtung gesehene Fassade 

  • ROT: Fassade links von Weiß 

  • GRÜN: Fassade rechts von Weiß 

  • SCHWARZ: Fassade auf der gegenüberliegenden Seite von Weiß 

  • BLAU: Dächer 

 

In besonderen Fällen können die Fassadenfarben (ausgenommen Fassade BLAU) durch Himmelsrichtungen (NORD – SÜD – OST – WEST) ersetzt werden. Alternativ können Fassaden auch mit Feuer oder Laser markiert / bezeichnet werden. 

An jeder Fassade werden Öffnungen in folgender Reihenfolge bezeichnet: 

  • Fassadenfarbe oder Himmelsrichtung 

  • Etage: vom Erdgeschoss (Geschoss mit Haupteingang) nach oben mit positiven und nach unten mit negativen Zahlen 

  • Öffnungen von links beginnend mit Zahlen 

  • z.B: WEIß – ZERO – THREE oder NORD- ZERO- THREE 

  • Je nach Sicht auf das Gebäude, kann die Bezeichnung auch von oben nach unten definiert werden (oberste Etage = 1) 

Nach Sicherung eines Stockwerkes kann bedarfsorientiert eine Markierung außerhalb eines Fensters angebracht werden, um den Beschuss durch eigene Verbände zu vermeiden respektive das Unterstützungsfeuer zu koordinieren. 

Markierungen außerhalb von Gebäuden 

Farbe 

Bedeutung 

Rot 

Vorderste Frontlinie, Gebäude nicht feindfrei 

Gelb 

Bedarf an San Hilfe 

Grün 

Gebäude feindfrei / gesichert 

Blau 

Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung (USBV, auf english IED)

 

3.3 Führungsraster 

Ein Führungsraster im Orts- und Häuserkampf dient zur Unterteilung von Ortschaften. 

Die Sektoren werden meist durch die Führung benannt, können jedoch auch zur Verständigung unter der Truppe benannt werden.  

In den Sektoren können Gebäudekomplexe oder einzelne Gebäude nummerisch gekennzeichnet werden.  

 

4 Gefechtstechnik des Einzelnen

4.1 Allgemeines

Eines der Hauptmerkmale des Gefechtes im urbanen Gelände ist die Abgrenzung und Verwinkelung von Räumen. Deshalb kommt den drei Grundverhalten «Kommunizieren, Bewegen, Schießen» (KBS) eine besonders große Bedeutung zu.

4.2 Kommunizieren

Obwohl das Funkgerät das primäre Übermittlungsmittel ist, müssen andere Kommunikationsmöglichkeiten vorgesehen werden. Die Kommunikation (horizontal und vertikal) ist oft erschwert. Sie kann mittels Handzeichen, Codewörtern, Hilfsmitteln (Signalpatronen, Flaggen, Rauch) sichergestellt werden.

4.2.1 Kommandos im urbanen Gelände

 

4.3 Bewegen 

  • Keine Bewegung ohne Feuerabdeckung 

  • Bewegung von Deckung zu Deckung 

  • Winkel aus der Deckung öffnen 

Zudem gelten folgende Punkte: 

  • Wenn immer möglich eine kleine Silhouette abgeben 

  • Offenes Gelände meiden 

  • Verschiebe so rasch und so sicher wie möglich 

  • Sich des dreidimensionalen Geländes bewusst sein (Blick rechts – links, nach oben – unten) 

Türen und Öffnungen sollten nach Möglichkeiten gemieden werden, da diese durch gegnerische Kräfte mit Feuer abgedeckt werden. Falls die Türe dennoch als Austritt verwendet wird, muss die Bewegung durch eigenes Feuer abgedeckt werden. Die nächste Deckung muss den Einzelnen vor der Verschiebung bekannt sein. Der Bezug erfolgt rasch, direkt und mit kleiner Silhouette. 

Wichtig: 

  • Wo will ich hin? 

  • Wie komme ich zum Ziel? 

  • Was mache ich am Ziel? 

4.3.1 Bewegen als Team 

Im urbanen Gelände werden Patrouillen, anders als auf offenem Gelände, kompakt zusammengezogen (Grundsatz Kompaktheit: Lücken schließen, Verbindungen halten). Es gelten alle Grundsätze des Kampfes im urbanen Gelände. 

Bei Kontakt, wird wie bei jeder anderen Patrouille agiert: Deckungsfeuer, sich vom Feind lösen / den Fein zerstören, Auftrag weiter ausführen. 

4.3.2 Nicht in Gefahrenzonen stehenbleiben 

Das Stehenbleiben vor Öffnungen (Türen, Fenstern, Gängen, Treppen, Lüftungsschächten usw.) ist zu vermeiden. 

4.3.3 von Ecken entfernt bleiben 

Durch das Fernbleiben von Ecken ist bei unerwartetem Auftauchen von gegnerischen Kräften eine größere Reaktionszeit vorhanden. Zudem wird durch den Abstand zur Wand die Verletzungswahrscheinlichkeit durch Prellschüsse und Splitter minimiert. 

4.3.4 Passieren von Kameraden 

Beim Passieren von Kameraden ist darauf zu achten, dass nach Möglichkeit hinter dem Kameraden verschoben wird. Ist dies nicht möglich und der Soldat muss vor dem Kameraden durchgehen, wird der Feuersektor des hinteren Mannes übernommen und mit dem Kommando «ACHTUNG KREUZE» angekündigt. Nach Möglichkeit soll über oder unter der Waffe des Kameraden durchgegangen werden. 

4.3.5 Passieren von Türen 

Türen können im Sprung oder systematisch passiert werden: 

  • Beim Vorbeigehen im Sprung wird so rasch wie möglich von der einen Seite der Türe auf die andere Seite verschoben. Der Lauf wird in Sprungrichtung und nicht Richtung Türöffnung gehalten 

  • Eine offene Türe kann systematisch passiert werden. Der Bewegungsablauf erfolgt in Prinzip «Öffnen von Ecken».  Beim Passieren kann jedoch nicht der ganze Raum eingesehen werden, sodass in den Ecken tote Winkel entstehen. 

  

4.3.6 Öffnen von Ecken 

Der Sektor um die Ecke muss vor der Verschiebung beobachtet werden. Die Bewegung um die Ecke erfolgt halbkreisartig, zuerst 45° dann 90°, die Verschiebung schrittweise, ohne die Waffe zu exponieren. 

 

Das Öffnen von Ecken kann auch im Buddy-Team erfolgen. Dabei kann zu Beginn gekreuzt vorgegangen werden (Position 1). Nachdem erfolgtem Kommando BACK TO BACK deckt sich das Buddy-Team den Rücken gegenseitig ab (Position 2). Die Ecken werden simultan geöffnet. 

 

4.4 Schießen 

Der Beschuss durch eigene Truppen («blue on blue», «friendly-fire») ist eine der Hauptgefahren bei der Durchsuchung / Säuberung von Häusern. Man muss jederzeit seines Zieles sicher sein (Ident von eigenen Truppen, Feindtruppen, nicht Kombattanten). 

4.4.1 Wirkung aus der Tiefe des Raumes 

Der Waffeneinsatz sollte immer aus einer Deckung erfolgen, da Sicherheit im Orts- und Häuserkampf eine besondere Bedeutung hat. Es ist die Stellung so zu wählen, dass aus der Tiefe des Raumes geschossen werden kann. Je tiefer die Stellung im Raum, desto sicherer ist sie. Dadurch wird jedoch das Schussfeld eingeengt. 

  

Fensterstellungen werden nur gewählt, wenn die Feuerstellung in der Tiefe des Raumes keine genügende Abdeckung des Feuerraumes gewährleisten. 

Beim Waffeneinsatz ist zu beachten, dass die Visierlinie sowie die Schusslinie über der Öffnung liegen, damit sich der Soldat durch Prellschüsse nicht selbst gefährdet. 

4.4.2 Schießen ab einer Mauer 

Die Silhouette ist so klein wie möglich zu halten. Entsprechend ist die Stellung seitlich und nicht auf der Mauer zu wählen. 

 

4.4.3 Schießen von einem Dach 

Das Schießen ab Dächern ermöglicht das Abdecken eines großen Feuersektors. Nachteilig ist, dass die Stellung insbesondere aus der dritten Dimension leicht erkannt werden kann. Diesbezüglich sind Kamine oder andere Installationen wie Liftschächte oder Lüftungen auf dem Dach in die Stellungswahl miteinzubeziehen. 

  

5 Offensiver Einsatz 

5.1 Organisation 

Grundsätzlich kann ein Verband in Stoß-, Unterstützungs- und Abriegelungselement unterteilt werden. 

 

5.1.1 Stoßelement 

Hauptaufträge des Stoßelements sind: 

  • Öffnen und halten des Eindringpunkts 

  • Günstige Voraussetzungen für das weitere Vorgehen im Objekt schaffen 

  • Verbindung halten 

  • Durchsuchen und Säubern des Objektes 

  • Nehmen von Schlüsselpositionen wie Treppen, zentrale Räume, Flure usw. 

  • Versorgung von Verwundeten 

Ein Team besteht aus den folgenden Bestandteilen: 

  • Point-Man: Erster Mann, sichert nach vorne 

  • Teamleader: Zweiter Mann, sichert Öffnungen (links oder rechts) wie Fenster, Türen, Mauerdurchbrüche usw. 

  • Breacher: Dritter Mann, sichert nach oben, ist verantwortlich für Sprengmitteleinsatz 

  • Rücksicherer: Letzter Mann, sichert nach hinten, kann z.B. das MG sein. 

Bei eingespielten Teams kann sich die Reihenfolge dynamisch ändern. Der Teamleader entscheidet über die Zusammensetzung und Reihenfolge. 

5.1.2 Unterstützungselement 

Hauptaufträge des Unterstützungselements sind: 

  • Ausschalten von gegnerischen Feuerquellen bei der Annäherung 

  • Das Feuer mit dem Stoßelement koordinieren 

  • Sich bereithalten, das Stoßelement bei der Durchsuchung / Säuberung des Gebäudes zu unterstützen 

  • Evakuierung von Verletzen 

5.1.3 Abriegelungselement 

Hauptaufträge des Abrieglungselements sind: 

  • Abrieglung des Angriffsziels 

  • Niederhalten gegnerischer Kräfte 

5.2 Ablauf offensiver Einsatz 

Ein offensiver Einsatz kann in sechs Phasen ablaufen: 

  1. Abriegelung 

  1. Annäherung 

  1. Eindringen 

  1. Durchsuchung / Säubern 

  1. Reorganisation 

  1. Folgeaktion 

5.2.1 Abriegelung 

Die Abriegelung hat zum Zweck, dass gegnerische Kräfte einerseits keine weiteren Kräfte oder Mittel in das Objekt nachziehen und anderseits keine aus dem Objekt ausfließen können. Zudem ermöglicht die Abriegelung eine sicher e Annäherung des Stoßelements an den Eindringpunkt. Dazu wird das abzuriegelnde Objekt in Feuerräume eingeteilt: 

  • Die Feuerräume A und C obliegen der Verantwortung des Abriegelungselements 

  • Der Feuerraum B obliegt der Verantwortung des Unterstützungselements 

  • Der Feuerraum D obliegt der Verantwortung des Stoßelements 

 

5.2.2 Annäherung 

Wichtige Punkte bei der Annäherung sind folgende: 

  • Die Art der Formation ist von den Faktoren Auftrag, Umwelt, Gegner, eigene Mittel und Zeit (AUGEZ) abhängig. 

  • Elemente können sich geschlossen, überschlagend oder raupenartig annähern.  

  • Der dreidimensionalen Bedrohung ist hierbei stets Rechnung zu tragen. 

  • Eine Annäherung an ein Objekt erfolgt primär mit Feuer und Bewegung. 

  • Das Überqueren von offenen Stellen wie Straßen Alleen oder Parkanlagen, sollten nach Möglichkeit gemieden werden, weil sie Feuersektoren von gegnerischen Maschinengewehren oder Scharfschützen sind. 

  • Falls dennoch eine offene Stelle überquert werden muss, kann die Sicht mittels Nebel genommen werden.  

  • In der Regel wird die kürzeste Strecke von der aktuellen Position zur nächsten Deckung gewählt. 

Beim Annähern mit Unterstützung von Fahrzeugen gibt es zwei Varianten: 

  • Kolonne dicht hinter Fahrzeug 

  • Gestaffelte Kolonne mit Fahrzeug in der Mitte (Systematisches Sichern von passierten Gebäuden) 

In beiden Fällen fungiert das Fahrzeug als Unterstützungs- und Abriegelungselement 

 

 

5.3 Eindringen 

Im urbanen Gelände ist es wichtig, dass die Verbände in der Lage sind, vorhandene Hindernisse selbst zu öffnen. 

Es gibt zwei Varianten, um in ein Gebäude einzudringen: 

  • Das Eindringen in das Erdgeschoss 

  • Das Eindringen in ein Obergeschoss 

Mögliche Eindringpunkte sind die folgenden: 

  • Türen 

  • Fenster 

  • Dächer 

  • Vorhandene Öffnungen (Sprengungen, Waffenwirkung) 

5.3.1 Eindringtechnik / Verantwortlichkeiten 

Die Eindringtechnik regelt die Art und Weise, wie durch Öffnungen eingedrungen wird. Es erfolgt nach den folgenden Prinzipien: 

  • Ersteindringende bewegen sich in den Sektor der größten Gefahr oder in den nicht einsehbaren Sektor (Position 1) 

  • Zweiteindringende müssen sich situativ an der Position des Ersteindringenden anpassen (Position 2)  

  • Nachfolgende Kräfte sind verantwortlich, dass das Schließen von Lücken (Position 3) und die Rückendeckung (Position 4) situativ und selbstständig sichergestellt werden. 

 

Beim Eindringen werden folgende Punkte beachtet: 

  • Wenn möglich nicht in / vor Öffnungen stehenbleiben 

  • Eindringrichtung konsequent beibehalten 

  • Verantwortungssektor von der Ecke zur Mitte öffnen 

  • Nicht zu weit in den Raum vorstoßen (Sicherheit)

5.4 Durchsuchen / Säubern 

Das Vorgehen im Objekt und der Einsatz der Waffen und Kampfmittel richtet sich nach den Einsatz- und Verhaltensregeln (ROE / ROB), der Anwesenheit von Akteuren und der Beschaffenheit des Objektes. Beim Durchsuchen / Säubern von Gebäuden und Stockwerken soll durch eine sorgfältige Anwendung der Beschriebenen Techniken ein Optimum an Sicherheit erzielt werden. 

5.4.1 Wichtige Merkmale bei der Durchsuchung und Säuberung von Gebäuden bzw. Räumen 

  • Kampf grundsätzlich von Ecke zur Ecke und Deckung zur Deckung

  • Prinzip Ecke zur Ecke soll immer von einem 0° Winkel zu einem 45° Winkel bis zu einem 90° Winkel erfolgen und zu jeder Zeit eingehalten werden. 

  • Bei 0° ist zu Achten, dass die Waffen der Soldaten nicht auf Kameraden, die auf der gegenüberliegenden Seite der Türe stehen, gerichtet sind. 

  • Das Prinzip «Verschiebung von Deckung zu Deckung» ist eine wichtige Voraussetzung, um die Sicherheit der Einsatzelemente sicherzustellen. 

Man muss sich immer der Gefahr von Kampfmitteln wie Minen und IEDs bewusst sein. Wenn man Kampfmittel entdeckt, wird: 

  • sofort gemeldet; 

  • an Ort und Stelle stehen geblieben und die Umgebung ihrer Position auf weitere Kampfmittel überprüft; 

  • Die Folgeaktion durch den Teamleader bestimmt (Rückzug aus dem Raum /Gebäude oder vor Ort Entschärfung). 

  • geordnet und diszipliniert vorgegangen. 

5.4.2 Vorgehen bei einer geschlossenen Tür

  1. Beidseitiges Positionieren 

Auf jeder Seite der Türe positioniert sich ein Soldat. Falls es auf einer Seite der Türe keinen Platz gibt, positionieren sich beide auf derselben Seite. 

 

  1. Türe öffnen 

Die Türe wird geöffnet und beide machen 1–2 Schritte zurück (nahe an der 

Wand / Mauer im 0° Winkel). 

 

  1. Öffnen des Winkels auf 90° 

Der Winkel wird von beiden oder nur aus einer Seite der Türe zuerst bis auf 45° und anschließend bis auf 90° geöffnet, bis der gesamte Bereich von aussen einsehbar ist. Unsichere Bereiche werden situativ durch einen weiteren Soldaten abgedeckt. 

 

  1. Sektor CLEAR 

Falls der Verantwortungssektor eines Soldaten keine aktiven Gefahrenquellen 

aufweist meldet der Soldat «CLEAR». 

 

  1. READY, GO 

Muss nicht eingedrungen werden (Alle Sektoren unter Kontrolle und keine 

weiteren Öffnungen im Raum) erfolgt die Meldung «Gebäude gesichert». 

Ansonsten wird mittels der Meldung «READY, GO» die weitere Säuberung 

ausgelöst. 

 

  1. Öffnen des Winkels auf 180° 

Der Soldat, welcher mit «READY, GO» ausgelöst hat, öffnet den Winkel 

bis auf 135° danach bis auf 180°. Der Soldat verbleibt auf der Türschwelle mit seinem Lauf in eine der unkontrollierten Ecken und hält seinen Rücken gedeckt. Wenn nötig folgt ein Blick zurück in die gegenüberliegende unkontrollierte Ecke. Während dieser Phase bleibt der Kamerad/die Kameradin in der Wartestellung eng hinter ihm und ist bereit bei Bedarf seinen Kameraden zu unterstützen oder in den Raum einzudringen. 

 

  1. Eindringen 

Solange die Türschwelle nicht überschritten ist, gilt dies nicht als Eindringen. 

Es wird eingedrungen, wenn eine oder mehrere Verantwortungssektoren 

nicht unter Kontrolle sind oder wenn weiterführende Öffnungen im Raum 

vorhanden sind. Das Eindringen benötigt grundsätzlich kein weiteres Auslösekommando. 

5.4.3 Vorgehen bei einer offenen Tür

  1. Einseitiges Positionieren 

Zwei Soldaten positionieren sich auf der gleichen Seite der Türe. 

 

  1. Öffnen des Winkels auf 90° 

Der vordere Soldat öffnet den Winkel mit der Waffe im Anschlag zuerst bis auf 45° und anschließend bis auf 90°, bis der gesamte Bereich von außen einsehbar ist. Anschließend erfolgt die Meldung «NINETY». 

 

  1. PASSING 

Der zweite Soldat passiert den Kameraden und kündet die Bewegung mit der Meldung «PASSING» an. Nach dem PASSING sucht der Soldat die volle Deckung 0° Winkel. Der Soldat auf NINETY öffnet während dem PASSING seinen Winkel leicht über 90° und kommt anschliessend wieder zurück auf 90°. 

 

  1. Öffnen des Winkels auf 90° 

Der zweite Soldat öffnet den Winkel mit der Waffe im Anschlag zuerst bis auf 45° und anschließend bis auf 90°, bis der gesamte Bereich von außen einsehbar ist. 

 

  1. Ab hier gilt das gleiche Vorgehen gemäß "CLOSED" Schritt 4 

5.4.4 Technik DIREKT 

Die Technik DIREKT kommt dann zur Anwendung, wenn eine kritische Situation rasch überwunden werden muss. Diese Technik ermöglicht ein Eindringen des Stoßelementes ohne Verzögerung. Dabei wird der Faktor Sicherheit temporär reduziert und mit der Geschwindigkeit kompensiert. Das Ziel bei der direkten Technik ist es, die momentan ungünstige Position des Stoßelementes zu verbessern um sich anschließend eine günstigere Ausgangslage für das weitere Vorgehen bzw. den weiteren Stoß zu verschaffen. 

 

Die Technik DIREKT wird nur bei Bedarf und punktuell angewendet. 

5.4.5 Korridor Technik 

Räume entlang eines Korridors können in drei verschiedenen Anordnungen vorkommen: 

  • Öffnungen auf einer Seite 

  • Öffnungen beidseitig auf gleicher Höhe 

  • Öffnungen beidseitig versetzt 

Im Folgenden werde mögliche Beispiele beschrieben, wie ein Korridor durchsucht oder gesäubert werden kann. 

Öffnungen auf einer Seite 

Ein Buddy-Team ist bereit, um in den Raum links einzudringen. Der Korridor wird nach hinten und vorne gesichert. Falls sich noch weitere Kräfte hinter dem Stoßelement befinden, entfällt die Sicherung nach hinten. 

Öffnungen beidseitig auf gleicher Höhe 

Die Vorgehensweise bei Öffnungen beidseitig auf gleicher Höhe basiert auf der Vorgehensweise Öffnung auf einer Seite. Ein zusätzlicher Soldat überwacht noch nicht gesicherte Öffnungen. Das erste Buddy-Team, welches in den Raum links eindringt, unterstützt anschließend die Seite rechts des Korridors. Wenn mit zwei Trupps beidseitig gestoßen wird, erfolgt die Koordination durch Verbandsführende. Sofern sich weitere Kräfte hinter dem Stoßelement befinden, entfällt die Sicherung nach hinten. 

 

Öffnungen beidseitig versetzt 

Ein Buddy-Team ist bereit, um in den Raum rechts einzudringen. Zusätzlich ist ein dritter Soldat bereit, das Buddy-Team bei Bedarf zu unterstützen. Die Türen sowie die Tiefe des Korridors werden gesichert. Sofern sich weiter Kräfte hinter dem Stoßelement befinden, entfällt die Sicherung nach hinten. 

Merke: 

  • 360° Sicherung als größtmögliche Eigensicherheit. 

  • Nur so viele Soldaten wie nötig. Massierungen sind zu vermeiden. 

  • Von Raum zu Raum stoßen. 

Das Leichte Maschinengewehr kann für die Sicherung in der Tiefe des Korridors eingesetzt werden. 

5.4.6 Treppentechnik 

Die anzuwendende Technik richtet sich nach der Bauweise der Treppe. Es werden zwischen folgenden Treppenarten unterschieden: 

  • Offen Treppe, offenes Treppenhaus 

  • Geschlossene Treppe, geschlossenes Treppenhaus 

  • Wendeltreppe 

Bei offenen Treppen, offenem Treppenhaus wird wie folgt vorgegangen: 

  • Überschlagender Einsatz (Position 1-2-3). 

  • Schießstellungen an der Aussenwand des Treppenhauses. 

  • Verschiebung entlang der Aussenwand. 

Ein Bild, das Text, Handschrift, Design enthält.

Automatisch generierte Beschreibung 

 

Bei geschlossenen Treppen, geschlossenes Treppenhaus wird wie folgt vorgegangen: 

  • Überschlagender Einsatz (Position 1-2-3). 

  • Schießstellungen an der Innenwand des Treppenhauses. 

  • Verschiebungen entlang der Aussenwand. 

Ein Bild, das Text, Screenshot, Reihe, Diagramm enthält.

Automatisch generierte Beschreibung

Auf Wendeltreppen kann folgendermaßen vorgegangen werden: 

  • Paarweise Vorgehen auf der Treppe, der erste Soldat beobachtet nach vorne, der zweite beobachtet nach hinten wobei zu achten ist, dass der Körperkontakt stets gewährleistet ist. 

  • Die Verschiebung erfolgt an der Aussenwand. 

Ein Bild, das Entwurf, Darstellung, Zeichnung, Lineart enthält.

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Vorgehen im Trupp: 

Ein Bild, das Cartoon, Entwurf, Darstellung, Clipart enthält.

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5.4.7 Punktzugriff 

Beim Punktzugriff wird nicht das ganze Haus oder eine Etage durchsucht / gesäubert. Das Ziel besteht darin, einen bestimmten Raum zu erreichen. Dabei werden Türen oder Öffnungen nur gesichert, um rasch in den definierten Raum zu gelangen. Hierbei ist entscheidend, dass der physische Kontakt zum Eindringpunkt nicht abreißt. 

Ein Bild, das Diagramm, Reihe, Design enthält.

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5.4.8 Große Räume 

Wenn das Stoßelement auf große Räume, wie beispielsweise Industriehallen trifft, können diese durch den Verbandsführer oder den ersten Mann im Raum nach erfolgtem Kommando LINIE oder mit Feuer und Bewegung rasch durchsucht werden. Der Raum wird systematisch unter Berücksichtigung von Feuersektoren durchsucht oder gesäubert.  

Ein Bild, das Entwurf, Diagramm, Design, Zeichnung enthält.

Automatisch generierte Beschreibung 

5.5 Reorganisation 

Nachdem der Verantwortungssektor (z.B. Etage) durch den Verband genommen und Gefahrenquellen neutralisiert wurden, sind die Voraussetzungen für die Reorganisation zu schaffen. Dabei müssen folgende Punkte berücksichtigt werden: 

  • 360° Sicherung um Verantwortungssektor 

  • Verbindungen sicherstellen 

  • Lagebericht vorbereiten 

 

Es kann auch die Reorganisation auf Stufe Platoon eingeleitet werden. Dabei müssen folgende Punkte berücksichtigt werden: 

  • 360° Sicherung aufbauen 

  • Verbindungen und Anschlusspunkte etablieren 

  • Markierung des Objekts (Falls Mittel vorhanden) 

  • Trennung und Durchsuchung der Akteure (gegnerische Kräfte, Unbeteiligte oder Unbekannte) 

  • Erstversorgung der Verwundeten 

  • Einsatzbereitschaft der Waffen und Geräte erhalten 

  • Verteilung oder Ausgleich von Munition 

  • Möglicher Lagebericht an die vorgesetzte Kommandostelle 

  • Planung oder Befehlsgebung für die Folgeaktion 

5.6 Folgeaktion 

Nachfolgend werden mögliche Folgeaktionen beschrieben: 

  • Evakuation von Verwundeten 

  • Übergabe von Akteuren 

  • Nachziehen von Spezialisten oder anderen Verbänden 

5.7 Einsatz von Sprengmittel 

Vorbereitete Sprengladungen finden im Orts- und Häuserkampf folgende Anwendungen: 

  • Aufsprengen verriegelter Türen 

  • Beseitigen von Hindernissen auf Straßen, in Hausecken, Treppenhäusern, Korridoren und dergleichen. 

Die Sprengladung wird an das Objekt befestigt und mit dem gewünschten Zünder ausgelöst. Folgende Zünder stehen uns zur Verfügung: 

  • Zeitzünder 

  • M152 Fernzünder